Sindelfingen, 13. Mai 2020 – Die aufgrund des neuartigen Coronavirus notwendig gewordenen Besuchsbeschränkungen der vergangenen Wochen waren auch für die Bewohnerinnen und Bewohner des Alten- und Pflegeheims Haus Eichholzgärten in Sindelfingen ein tiefgehender Eingriff. Lange war ein direkter persönlicher Kontakt mit ihren Angehörigen und Freunden nicht möglich.
Um der Isolation der Bewohner entgegenzuwirken, entschloss sich die Württembergische Schwesternschaft vom Roten Kreuz als Träger bereits im März das gesamte Haus mit seinen drei Wohnbereichen flächendeckend mit WLAN auszustatten. So konnte den 96 Bewohnern des Alten- und Pflegeheims per Videotelefonie der Kontakt zu ihren Angehörigen ermöglicht werden, wenn auch nur digital.
Dass das Coronavirus den Alltag länger im Griff haben würde, war auch dem Team des Haus Eichholzgärten schnell bewusst. Auch die Videotelefonie konnte daher keine dauerhafte Lösung sein, um soziale Kontakte zur Außenwelt aufrecht zu erhalten. Das Team des Hauses suchte gemeinsam mit dem Träger nach kreativen Lösungen.
Dank der baulichen Struktur des Gebäudes grenzen mehrere Räume im Erdgeschoss direkt an die Freiflächen, die das Alten- und Pflegeheim umgeben. Die Idee kam auf ein eigenes Besucherzimmer einzurichten.
Der so entstandene Raum befindet sich im hinteren Bereich des Erdgeschosses. Eine eingebaute Messewand trennt den Raum in zwei Bereiche: Der Bewohnerbereich kann durch das Erdgeschoss betreten werden. Der Bereich für die externen Besucher grenzt an den Garten des Hauses. So können Angehörige die Bewohner besuchen, ohne das Haus an sich zu betreten oder in direkten Kontakt mit Bewohnern zu kommen.
Die eingebaute Messewand enthält eine großzügige Plexiglasscheibe. Der Raum selbst ist auf beiden Seiten gemütlich eingerichtet und lässt so trotz der Trennung ein Wohnzimmerflair entstehen. Bewohner und Angehörige können sich in geschützter Atmosphäre vertraulich unterhalten.
„Für unsere 96 Bewohner ist das persönliche Gespräch mit Familie und Freunden vor allem in dieser unbekannten und beängstigenden Situation sehr wichtig. Sich sehen zu können, miteinander sprechen zu können, ist eine Wohltat für die Seele“, so Vorstandsvorsitzende Susanne Scheck.
„Bereits seit dem Muttertagswochenende wird unser Besucherraum gut genutzt. Es freut mich sehr, dass wir mit diesem neuen Konzept unseren Bewohnern ein Stück Lebensqualität zurückgeben können“ so Heimleiterin Sylvia Schadt und fährt fort: „Wir sind die erste Einrichtung hier in der Region, die diese Idee umgesetzt hat.“
Auch bei der Heimaufsicht des Landkreises Böblingen kam das neuartige Besucherzimmer gut an. Die Heimaufsicht begrüßte unter Einhaltung der Hygienevorschriften die Einrichtung des Raums. Die Württembergische Schwesternschaft als Träger bedankt sich herzlich für die gute Zusammenarbeit.
Der Besucherraum erfüllt alle Hygienevorschriften, um die Bewohner der Einrichtung weiterhin vor einer Covid19 Erkrankung zu schützen. Nach einem Besuch, der nur mit Termin möglich ist, werden beide Seiten gründlich desinfiziert. Zwei externe Besucher können zeitgleich einen Bewohner treffen, müssen jedoch beim Betreten des Raums einen Mundschutz tragen und sich die Hände desinfizieren. Zu keinem Zeitpunkt ist ein direkter Körperkontakt möglich.
Das Corona-Virus ist insbesondere für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen gefährlich. Daher soll die Risikogruppe vor einer Infektion besonders geschützt werden. Bisher konnten Sars-Cov-2 Infektionen im Haus Eichholzgärten sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Mitarbeitern verhindert werden.